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Ein Meilenstein für den Güterverkehr
Gastkommentar / von Fabio Regazzi / 24.5.2016, 15:01 Uhr
Der Tourismus ist mit einem Anteil von über 10 Prozent an der kantonalen Bruttowertschöpfung für das Tessin ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der in den vergangenen Jahren überdurchschnittliche Einbussen zu verzeichnen hatte.
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Der Gotthardbasistunnel ist mit seinen 57 Kilometern Länge nicht einfach der längste Tunnel der Welt und ein Meisterwerk der Ingenieurs- und Baukunst. Er schafft vielmehr in jeder Beziehung neue, zukunftsweisende Perspektiven für den alpenquerenden Bahnverkehr. Insbesondere die mit der neuen Linienführung erzielte markante Effizienzsteigerung wird sich positiv auf den Gütertransport und damit auf die gesamte europäische Wirtschaft auswirken.
Mit dem Gotthardbasistunnel wird ein zentraler Abschnitt der Nord-Süd-Traverse durch die Alpen zu einer Flachbahn. Das ermöglicht längere Zugskompositionen, die mit weniger Lokomotiven auskommen, trotzdem grössere Lasten transportieren können und das Gotthardmassiv erheblich schneller durchqueren werden. Das heisst auf den Punkt gebracht: In kürzerer Zeit können mehr Güter transportiert werden. Gleichzeitig erfüllt die auf diese Weise abgekürzte, effizientere Nord-Süd-Verbindung weitere für die Logistik-Industrie entscheidende Forderungen: Der Transport auf der Schiene wird noch wirtschaftlicher erbracht, er ist per se staufrei, damit sehr zuverlässig, und er erfüllt höchste Ansprüche an die Umweltverträglichkeit.
Der Transport auf der Schiene wird noch wirtschaftlicher erbracht, er ist per se staufrei, damit sehr zuverlässig, und er erfüllt höchste Ansprüche an die Umweltverträglichkeit.
Mit der vom Gotthardbasistunnel erwarteten Effizienzsteigerung – heute einer der erfolgsentscheidenden Faktoren in der gesamten Wirtschaft – geht ein zentrales Anliegen der Schweizer Verkehrspolitik in Erfüllung: Die Schiene wird für die verladende Industrie und damit für die Mitglieder des Swiss Shippers' Council (SSC) sowie des Cargo-Forums Schweiz endgültig zu einer in allen Belangen konkurrenz- und leistungsfähigen Alternative zur Strasse.
In der längerfristigen Betrachtung ist der ab Ende dieses Jahres fahrplanmässig befahrene Gotthardbasistunnel das Herzstück des wirtschaftlich enorm wichtigen Schienengüterverkehrs-Korridors, der den Norden und den Süden Europas verbindet. Damit bildet er schon heute die Basis für eine weitere massive Effizienzsteigerung im alpentraversierenden Schienenverkehr, welche auf Ende 2020 zu erwarten ist.
Von meinem Amtsvorgänger im Präsidium des SSC, alt FDP-Ständerat Rolf Büttiker, gefordert und mit grossem Engagement vorangetrieben, wird der von Bundesrat und Parlament in Auftrag gegebene durchgängige Vier-Meter-Korridor erneut Massstäbe bezüglich Effizienz im Schienengüterverkehr setzen.
Diese Ausweitung des Streckenprofils wird vorerst noch zahlreiche bauliche Massnahmen bedingen, insbesondere die Beseitigung von zahlreichen Hindernissen, den bereits in Angriff genommenen Neubau des Bözbergtunnels und die Inbetriebnahme des Ceneribasistunnels. Einmal fertiggestellt, wird er es aber erlauben, Sattelauflieger mit einer Eckhöhe von 4 Metern und einer Breite von bis zu 2,6 Metern per Bahn von Basel durch den Gotthard via Chiasso direkt zu den wichtigen Güterumschlagterminals in Norditalien zu bringen.
Dass mir als Tessiner die Vorteile der effizienteren Alpenquerung für meinen Heimatkanton auch am Herzen liegen, dürfte mehr als verständlich sein – insbesondere bei Betrachtung der touristischen Entwicklung: Der Tourismus ist mit einem Anteil von über 10 Prozent an der kantonalen Bruttowertschöpfung für das Tessin ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der in den vergangenen Jahren im nationalen Vergleich der Regionen aber weit überdurchschnittliche Einbussen zu verzeichnen hatte. Von der Inbetriebnahme des Gotthardbasistunnels verspricht sich mein Heimatkanton nun zu Recht neue Impulse, denn die deutlich verkürzten Reisezeiten werden das Tessin auch für den Tagestourismus aus der Deutschschweiz klar attraktiver machen.
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