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Das ist schlimm (Antwort)

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Das Kernproblem ist ja dass die Software (in Deutschland natürlich praktisch) die ortstypischen Buchstaben, das wären dann 29 wenn ich mich nicht irre, benutzt und das wars.


Die Software dürfte vermutlich mittlerweile unicode-fähig sein. Da ginge also theoretisch wesentlich mehr.

Um die Sonderzeichen, die dem deutschen Normalkunden eh nix sagen zu sparen, ersetzt das System diese:
æ wird ae, å/á/â etc werden zu a und so weiter.


"Nichts sagen" halte ich für etwas weit her geholt. Es scheitert alleine schon an der praktischen Eingebbarkeit ins Computersystem. Klar, man kann jedes Zeichen durch Alt + Zahlenkombination erschenien lassen, aber wenn man für jedes Zeichen, das nicht auf der Tastatur liegt, erstmal die Liste durchsuchen muß (die, sofern nur als Papier-Spickzettel vorhanden, auch noch Zeichen für Zeichen abgesucht werden muß, um das richtige zu finden), steigt die Zeit, die es dauert, den Text einzugeben, doch erheblich.
Solange Tastaturen wie die von mir verlinkte "Optimus Maximus", die dank Display in jeder Taste(!) automatisch anpassen kann, was sie zeigt, nicht zu handhabbaren Preisen verkauft werden, müssen wir damit leben, daß wir auf den Tasten aufgedruckt sehen, was sie bewirken. Und da ist eben irgendwo eine praktische Grenze im Bezug auf Lesbarkeit und Praktikabilität. Eine Tastatur für alle Sprachen der Welt zu erschaffen dürfte unmöglich sein, und selbst wenn man sich auf alle Sprachen, die das lateinische Alphabet nutzen, beschränkt, kommt mit den vielen sprachlichen Besonderheiten mehr zusammen, als sinnvoll auf einer Tastatur darstellbar.

Netterweise werden auch deutsche Ortsnamen verwendet, praktisch ist das beispielsweise bei Stettin oder Breslau wo der geneigte desinteressierte Nachkriegsdeutsche noch nicht mal die Übersetzung geschweige denn die Buchstabierung kennt.


Wieso meinen eigentlich manche Leute, sie müssen im Bezug auf Städte in Polen den Weltverbesserer spielen? Es regt sich niemand darüber auf, wenn London oder Paris deutsch ausgesprochen werden (schriftsprachlich gibt es hier ja keinen Unterschied) oder wenn jemand "Mailand" statt "Milano" sagt, wobei letzteres noch leicht zu merken ist, da es sich (aus Sicht eines Deutschsprachigen) ziemlich genau so ausspricht, wie es sich schreibt. Bei Ortsnamen in Polen hingegen ist es, wenn man der Polnischen Sprache nicht mächtig ist, nicht so ohne weiteres möglich. Wenn man sich das Beispiel von Sören weiter oben anschaut, dann kann man advon ausgehen, daß es sich wohl doch anders ausspricht, als wenn man es auf Deutsch versuchen würde. Den "wilden Haufen Konsonanten" merken, wenn man íhn wirklich nur als Wort sieht, ist für mich jedenfalls alles andere als leicht. Mag sein, daß es einfach ist, wenn man die polnische Aussprache kennt, und weiß, wie man das zugehörige Wort dann schreiben muß... Ohne derartige Kenntnisse sind viele Namen im Polnischen aus deutscher Sicht erstmal ein wilder Haufen Konsonanten. Ich möchte niemandem zu nahe treten, aber die deutsche Sprache und die polnische Sprache sind doch ziemlich verschieden - und ich kann mir vorstellen, daß ein Pole mit so manchen Ortsnamen in Deutschland auch seine Probleme hat. (Rein aus Spaß habe ich mal eben in der Wikipedia über die "in anderen Sprachen"-Links geschaut - die Polen sagen beispielsweise statt München "Monachium". Auch Desinteresse bei "Nachkriegspolen"?)

Ist es Desinteresse, wenn man "Peking" oder "Beijing" schreibt, statt die korrekten Schriftzeichen zu verwenden?

Ich merke zusätzlich gerade dass meine Handytastatur trotz Erweiterung beispielsweise kein l mit Querstrich aus der polnischen Sprache kennt sowie einige andere Buchstaben.


Ein Kollege aus Polen verriet mir im Hinblick auf genau dieses Zeichen (und die Unfähigkeit eines unserer Produkte, dieses Zeichen darzustellen, weil es ursprünglich nur für andere Sprachen konzipiert war), daß selbst Polen in informeller Kommunikation (Handynachrichten, etc.) oft stattdessen ein normales l schreiben würden, und wenn die Autokorrektur es nicht richtet, bleibts halt so...

Moin!

Das sind sehr viele Worte, die in der Sache aber doch recht einseitig sind. Die Praktikabilitätserwägungen sind natürlich nicht von der Hand zu weisen, diese Diskussion führen wir hier ja fast regelmäßig. Trotz allem muss ein gewisses historisches Bewusstsein schlicht gepflegt werden. Das Verhältnis von Deutschen und Polen in der jüngsten (!) Geschichte - wir sprechen hier nicht von Ereignissen vor hunderten oder tausenden Jahren, sondern von Ereignissen, die vor deutlich weniger als 100 Jahren stattgefunden haben - ist eben schwerstens belastet, und das liegt wohl deutlich weniger an der polnischen, denn an der deutschen Seite. Das bedeutet nun natürlich nicht, dass jeder, der polnische Städte mit deutscher Bezeichnung ausspricht, ein böser Revisionist ist. Ich finde es aber trotzdem bedenklich, wenn man all diese Bedenken mit dem einzigen und alleinigen Praktikabilitätsargument beiseite wischt und dann noch unterschwellig unterstellt, man spiele sich wegen bekannter Bedenken zum Weltverbesser auf. Das ist schlicht: daneben! Wenn man sich mal umhören würde, wie viele Menschen in Deutschland noch mit einer latent revisionistischen Position diesbezüglich ausgestattet sind, würde man sich wundern - und vielleicht doch nochmal über den Sinn dieser ganzen Frage nachdenken.

Aus eben genannten Gründen passt dann übrigens auch der Monachium-Vergleich nicht so recht, ebenso wenig wie der Peking-Bejing-Vergleich.

Man möge schreiben, wie man will - sich aber trotzdem ein paar Gedanken drüber machen. Und vielleicht eine Cola dabei trinken!


Schönes Wochenende


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