Sagen wir es anders: der einzige Grund, warum es manche Menschen noch erlauben können auf dem Land zu wohnen. Versuch mal, morgens aus dem Westerwald nach Köln oder Bonn mit dem ÖV zu pendeln, und da meine ich jetzt nicht Montabaur sondern eher das Hinterland, wo zwei Mal am Tag ein Schulbus fährt. Oder lokales Beispiel: Salzgitter. Auf nach Braunschweig: mit dem Auto? Kein Problem! Zwei Autobahnen, noch eine Bundesstraße und das Ganze in Rekordzeit. Mit dem ÖV? Da musst du schon Glück haben, dass in deinem Ort ein Bus fährt. Dann muss der Anschluss an den Zug passen, sonst heißt es: 1 Stunde warten. Und das jeden Tag?
Ui, das hört sich ja nach was an. Ich bin halt Stundentakte mit dem Bus vom Dorf hier gewohnt, die Busse selber haben dann auch standardmäßig WLAN.
Jetzt kenne ich natürlich nicht das lokale Verkehrskonzept, kann auch nicht einschätzen ob der Stundentakt alle Dörfer in deiner Gegend betrifft. Persönlich habe ich hier in Salzgitter mittlerweile zum Beispiel auch das Glück, an einer der qualifizierten Buslinien zu wohnen, sehr wohl gibts da aber auch Orte, besonders raus in die Landkreise, wo dann ein erheblich dünneres Angebot gefahren wird, meistens nicht einmal im Takt.
Naja, man kann ja hier nachschauen.
Bei mir in der Gegend ist die Anbindung mit dem Bus auch recht flächendeckend.
Aber das kenne ich selber, direkt bei Hamburg gibt es auch solche Ortschaften, wo fast nix läuft an Bussen, obwohl das noch tendenziell im Speckgürtel liegt...
Zum Beispiel. Und gerade da wäre es interessant, dichtere Angebote zu fahren. Vielleicht nicht bis nach Hamburg rein, aber zum nächsten Bahnhof und dann mit festem Anschluss.
Manchmal wäre schon ein Anschluss zum nächsten Busknoten etwas...
Machen wir uns nichts vor: wer gerne auf dem Land wohnen möchte, aber in der Stadt arbeiten muss, hat oft nur zwei Möglichkeiten: Wochenendpendeln oder das Auto.
Nicht immer und auch nur, wenn man in ÖPNV-Wüsten zieht...
Ja, also ich bezog mich jetzt nicht auf die Situationen wo man 10 km vom Wohnort arbeitet. Aber selbst im Großraum Rhein-Ruhr gibt es eben Wochenendpendler. Man mag es kaum glauben, aber es ist so.
Ich pendel auch zum Wochenende von Wien nach Tschechien. Sind von Tür zu Tür aber auch um die 2 Stunden. Aber wieso in Rhein-Ruhr? Ich dachte, da ist so ein extrem dichtes ÖPNV-Netz...
Da spielen jeweils auch verschiedene Faktoren rein, wie die konkrete Wohnsituation, Arbeitszeiten, Familienstand, usw. Gleichwohl sollte man in Anbetracht der Wohnraumsituation in vielen Großstädten überlegen, wie man das Pendeln aus den Billigstädten (da wären wieder mein berühmtes Salzgitter gefragt, aber mitunter auch Vororte wie Lünen, Kamen, Hürth oder nahe gelegene Städte wie Büchen oder besser Elmshorn, Hildesheim oder Dachau interessant. Es ging jetzt nur um die Lage. Ob die Wohnsituation da noch so toll ist, kann ich im Einzelnen nicht sagen) oder eben aus dem ländlichen Raum attraktiver machen kann.
Ich war damals total fassungslos, als ich damals einen Freund in Elmshorn besuchte und der Stadtverkehr dort ist halbstündlich, das fand ich unglaublich...
Und Büchen ist gerade ein ganz interessantes Beispiel. Diese kleine Stadt hat doch tatsächlich einen Fernverkehrsknoten vor der Nase mit Möglichkeit zur Fahrt in alle Himmelsrichtungen. Da halten gar ICEs ^^
Aus Büchen kann man aber auch die Woche über nach Hamburg. Es besteht dort ein Stundentakt nach Hamburg, morgens sogar mit einem Verstärker, die Fahrt dauert eine halbe Stunde. Seit dem Fahrplanwechsel letztens gibt es einen Umlauf mehr, die Kurzwenden in Hamburg wurden entfernt. Das ließ die Pünktlichkeit auf dem RE1 immens ansteigen. Blöder Nebeneffekt ist, dass man zwischen Hamburg und Büchen einen holprigen Möchtegern-Takt hat. Der Witz ist, dass zwischen Büchen, Schwerin und Rostock ein glatter Takt besteht. Also nördlich von Büchen herrscht Anarchie, östlich davon stringente Disziplin xD
Zu den anderen Städten kann ich nicht viel sagen. Ich kann es natürlich verstehen, wenn man nicht in Städten wie Hamburg oder so leben will, aber ich kann es nicht verstehen, wenn man extra in einem Ort leben will, wo es an allem mangelt, wo man wirklich das Auto braucht, weil man sonst überhaupt nicht vom Fleck kommt. Das mag zwar in den Staaten Gang und Gebe sein aber doch bitte nicht hier in Europa!