Hallo zusammen,
nachdem ich zuletzt einen mehrteiligen Reisebericht durch die Schweiz eingestellt hatte, wollen wir nun auch in Deutschland und Österreich auf die Suche gehen nach ungewöhnlichen, interessanten oder aus aktuellem Anlass zu besuchenden Strecken. Da es 2016 keinen klassischen Deutschland-Pass gab, war dies meine einzige Sommerreise durch Deutschland, ansonsten war ich überwiegend im Ausland unterwegs.
Ich denke, dass mit der Schwäbischen Alb-Bahn, den Intercitys „Loreley“ und „Lübecker Bucht“, dem U-Bahn-Cabrio in Berlin, der Bahnstrecke nach Barth, der Wanderbahn im Regental, den Lokalbahnen von Stern & Hafferl, der Straßenbahn Gmunden und dem Kammerer Hansl eine recht abwechslungsreiche Tour zusammengekommen ist.
Wir fahren von Konstanz zum Blautopf nach Blaubeuren und mit der Schwäbischen Alb-Bahn nach Münsingen. Mit dem Bus geht es weiter nach Bad Urach und von dort auf Schienen nach Tübingen. Am zweiten Reisetag stehen der IC „Loreley“ auf dem Reiseplan sowie die Weiterfahrt nach Berlin, am dritten Tag geht es zur Bahnstrecke nach Barth und weiter nach Puttgarden. Für den vierten Tag haben wir uns den IC-Langläufer „Lübecker Bucht“ ausgesucht zur Fahrt nach Nürnberg. Dann geht es in den Bayerischen Wald zur Wanderbahn von Gotteszell nach Viechtach und auch die Ilztalbahn steht an jenem Tag auf unserer Wunschliste. Am sechsten Tag wechseln wir nach Österreich und fahren von Passau über Wels nach Vöcklamarkt zur Attergaubahn an den Attersee. Den siebten Tag nutzen wir für eine Rundfahrt von Kammer-Schörfling nach Lambach zur Vorcherdorferbahn, zur Traunseebahn und zur Straßenbahn Gmunden, bevor wir am achten Tag über die Arlbergstrecke nach Hause an den Bodensee fahren. Die erstklassige Tour fand im August 2016 statt, begleitet hat mich mein Bruder. Nun aber genug der Vorrede, es geht los!
Tag 1: Konstanz – Überlingen – Ulm – Blaubeuren – Schelklingen – Münsingen – Bad Urach – Tübingen
Der erste Teil ist recht touristisch geworden, die weiteren Teile haben dann mehr Bahnbezug. Und eigentlich ist der erste Reisetag auch eine „Zugabe“. Auf meinem Wunschzettel stand der IC „Loreley“ ab Tübingen, und dafür ist eine Anreise am Vortag nötig. Plan B für schlechtes Wetter wäre gewesen, am Abend auf direktem Weg von Konstanz nach Tübingen zu fahren. Da der Wetterbericht jedoch einen strahlenden Sommertag verspricht, greift Plan A mit einer Rundfahrt durch den württembergischen Landesteil und einem Besuch bei der Schwäbischen Alb-Bahn.
Üblicherweise beginnen meine Reiseberichte mit einem Foto vom Bahnhof in Konstanz – aber das ist selbst mir mittlerweile zu langweilig und so probieren wir heute mal eine Alternative aus und starten mit dem Schiff. Da so ein Schiff auf dem Bodensee aber doch recht langsam ist, nehmen wir eine Abkürzung und beginnen die Reise nicht im Hafen von Konstanz, sondern am Landungssteg von Dingelsdorf, einem Vorort von Konstanz.
Das Motorschiff Überlingen ist vor fast zwei Stunden in Konstanz gestartet und erreicht nach Meersburg und der Insel Mainau nun Dingelsdorf, es bringt einige Minuten Verspätung mit.
Etwa zehn Minuten dauert die Überfahrt über den Überlinger See. Zunächst der Blick zurück auf Dingelsdorf, die Kirche ist dem heiligen Nikolaus geweiht, dem Schutzpatron der Reisenden und Seefahrer. Sie stammt aus der Karolingerzeit und erhielt im Jahr 1493 den hohen Chor und den Turm.
Wenig später dann schon der Blick auf die Altstadt von Überlingen mit der Seepromenade und dem markanten Münsterturm.
Durch die Verspätung des Schiffs fällt der Bummel durch Überlingen auf dem Weg zum Bahnhof etwas kürzer aus als geplant, aber für ein Bild des Bodenseereiter-Brunnens reicht die Zeit. Die Karikatur des Bildhauers Peter Lenk zeigt den in Überlingen lebenden Schriftsteller Martin Walser als Eiskunstläufer zu Pferde.
Durch die schmucke und belebte Altstadt laufen wir nun zum Bahnhof.
Überlingen liegt an der Bodenseegürtelbahn, der Ort hatte einst zwei Stationen, eine am Westrand, die andere am Ostrand der Innenstadt - dazwischen verläuft die Bahnlinie in zwei Tunneln durch das Stadtgebiet. In dem Einschnitt zwischen den beiden Tunneln wurde im Jahr 2000 der Haltepunkt „Überlingen Mitte“ gebaut, der heute nur noch „Überlingen“ heißt und mit dem Halt des IRE als „Hauptbahnhof“ fungiert, während der frühere Bahnhof Überlingen im Westen der Stadt in „Überlingen Therme“ umbenannt wurde. Die eingezwängte Lage des Haltepunkts zwischen zwei Tunneln wird immer wieder als Argument genannt, warum auf der Bodenseegürtelbahn keine längeren Züge als 611er in Doppeltraktion eingesetzt werden können.
Mit einem Triebzug der Baureihe 611 geht es nun mit Neigetechnik durch Oberschwaben. Ohne berichtenswerte Vorkommnisse fahren wir nach Ulm...
...wo wir zwei Minuten vor Plan ankommen und damit sogar noch die Regionalbahn nach Ehingen erreichen.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, im 628er erinnert die Originaleinrichtung in orange und braun an vergangenen Zeitgeschmack, dazu verbreitet der Schaffner in breitestem Dialekt schwäbische Gemütlichkeit.
Auf der Donautalbahn fahren wir nach Blaubeuren. Blaubeuren ist der Hauptort im Blautal, schon auf der Fahrt dorthin queren wir den namensgebenden Fluss.
Blaubeuren liegt am Fuße der Schwäbischen Alb und ist neben dem Kloster Blaubeuren insbesondere für den Blautopf bekannt, und genau das ist unser Ziel beim Fußweg durch die Altstadt, hier mit dem Marktbrunnen.
Der Blautopf ist eine Karstquelle, aus der die Blau entspringt. Mit 21 Metern Tiefe ist der Blautopf eine der tiefsten und größten Quellen in Deutschland. Am Abfluss befindet sich ein historisches Hammerwerk, das vom Wasser der Quelle angetrieben wird.
Das kalkgesättigte Quellwasser verleiht dem Blautopf durch die starke Lichtstreuung eine auffallend blaue Farbe. Unter dem trichterförmigen Quelltopf gibt es ein Höhlensystem, in dem sich schon mehrere auch tödliche Tauchunfälle ereignet haben.
Nach diesem heimatkundlichen Ausflug zurück an den Bahnhof. Das stattliche Empfangsgebäude stammt aus dem Jahr 1868, Blaubeuren war damals der vorläufige Endpunkt der Donautalbahn.
Mit einem Regional-Express fahren wir nun eine Station weiter auf der Donautalbahn nach Schelklingen. Ganze vier Minuten dauert die Fahrt mit der BR 611 entlang der Ach.
Es geht gleich weiter...