Bei den aktuellen Fahrgastzuwächsten hört man ja aus dem DB-Vorstand, dass mehr Züge nicht auf die Schienen passen, deshalb würden auch Doppelstockzüge in Betracht gezogen. Nur: Laut dieser Statistik
https://reporting.sbb.ch/_file/317/t060pd-sbb-streckennetzbelastung.pptx (Powerpoint)
fahren sowohl die Schweiz als auch die Niederlande fast doppelt so viele Züge pro Schienenkilometer. Warum ist das in Deutschland nicht machbar? Meine Thesen:
- Zu wenige Entflechtungen: Neubaustrecken sind wesentlich sexier als eine kreuzungsfreie Einfädelung einer existierenden Strecke.
- Ungenau geplante Infrastruktur: In der Schweiz wird der Fahrplan vorgegeben und dann z.B. nur Bereiche mit Zugkreuzungen auf Doppelspur ausgebaut. Dadurch werden einspurige Bereiche stärker genutzt
- Unregelmässigkeit: Wenn fahrplanmässige Zugkreuzungen und -überholungen an immer anderen Stellen passieren, kann man nicht gezielt dort ausbauen.
- Unpünktlichkeit: Wenn die Züge, z.B. mangels Reserven, oft unpünktlich sind: Siehe oben
- Geschwindigkeitsunterschiede: Schnelle und langsame Züge behindern sich. In NL erhöht man die Streckenkapazität, indem man langsame Züge relativ schnell und schnelle relativ langsam fahren lässt - das minimiert die Überholungen.
- Schwach ausgebaute Knoten: Wenn die Strecken mehr Züge schlucken könnten, nicht aber die Zuläufe zu den Knoten (wo mehrere Strecken zusammenlaufen), dann kann man die Streckenkapazitäten nicht ausnützen. Gleiches gilt für Bahnsteiggleise.
- Zugfolgezeit: In CH sind 2 Minuten Zugfolgezeit bei 200 km/h der Normalfall. In DE sollten auch im HGV 3 Minuten machbar sein. Hilft besonders im Zulauf zu den Knoten. Was ist in Deutschland der Normalfall bei der Zugfolge?
- Rollmaterial mit schnellem Passagierwechsel: Kapazität in Knoten wird geschaffen, wenn die Züge nur kurz halten müssen. Da helfen Züge mit breiten Türen und ohne Stufen.
Gibt es noch weitere Gründe? Wo sollte man am besten ansetzen, um mehr Züge auf die Schienen zu bekommen?